Vor 10 Jahren habe ich zum ersten Mal ein Brett an der französischen Küste in die Hand genommen und mich in den Atlantischen Ozean geworfen. Es hat nicht lange gedauert bis das Feuer in mir entzündet war. Jahr für Jahr wurden die Tage am Wasser mehr und meine einzige Reiseausrichtung richtete sich nach der Frage: „Wie sind die Wellen dort?“.
Als Student in Deutschland liegt leider immer ein ganzes Semester zwischen den langen Surftrips und dazu noch jede Menge Kilometer. Also habe ich auch viel Surfen im Internet geschaut, alles gelesen was ich finden konnte und mich mit allem rund ums Surfen beschäftigt. Am Anfang, als ich noch ein abgerocktes Second Hand Brett gesurft habe (Town&Country, 6’6“), das viel zu kurz und schmal für mich war, wollte ich unbedingt einmal ein Al Merrick Board besitzen, so eins wie Kelly damals gesurft hat.
Dieser Traum hat sich aber an einem Pfingsttag in Seignosse, bei den Hochschulmeisterschaften (ADH Open) vor 6 Jahren geändert. Dort waren Flo und Benni mit einer Flotte ihrer selbstgeshapten Yellowfoot Boards aus Balsaholz. Ich durfte eines ausleihen und damit surfen gehen. Die Schönheit und das Verhalten im Wasser haben mich auf Anhieb umgehauen und von da an hieß es „Irgendwann will ich mal ein Yellowfoot Brett haben“. Doch da der studentische Geldbeutel klein war (vor allem wenn man alles angesparte jedes Jahr fürs Reisen zu den geliebten Wellen ausgibt) musste die Erfüllung dieses Traumes warten. In der Zwischenzeit hatte ich die Ehre, die Jungs immer mal wieder am Meer oder in Freiburg zu treffen und sie langsam besser kennen zu lernen. Wie kann es auch anders sein, sie machen nicht nur wundervolle Bretter, sie sind auch noch klasse Jungs, mit denen man gerne einen Abend im Hof ihrer Werkstatt auf ein, zwei, drei Bier abhängt.
Das Handwerk des Shapens hat mich schon lange fasziniert und jedes Mal, wenn ich in der Werkstatt war, habe ich die Jungs mit Fragen gelöchert und versucht mein Wissen um diese Kunst zu erweitern. Als vor 2013 dann der erste Tag der Offenen Tür mit Board-Repair-Workshop angeboten wurde, war ich sofort dabei. So kam ich der Erfüllung meines Traumes immer näher und beschloss, nicht nur ein Brett von Yellowfoot besitzen zu wollen, sondern es selbst zu bauen.
Dieses Jahr war die Zeit dann endlich reif und nach Absprache mit Flo und Benni habe ich einen Zeitraum für das Projekt „Little Buddha“ ausgemacht. Ich wollte ein Egg-Shape, ein kurzes Brett für kleine Wellen und so machte sich Benni mit mir am Computer an den Entwurf des Shapes. Es ist wahrlich kein Kinderspiel und man denkt viel darüber nach, welche Outline und welche anderen Parameter wohl am besten funktionieren. Dank Bennis Können wurde die erste Hürde gut gemeistert und ich hatte eine Schablone meines zukünftigen Bretts. Das Aussuchen des Holzes war toll, da ich wusste, dass diese Balken mich später einmal über Wellen gleiten lassen.
Von da an ging es Schritt für Schritt übers Outline Einzeichnen, Hohlkammern Berechnen und Zeichnen, Aussägen und Zusammenleimen zu einem ersten floßähnlichem Gebilde, das einmal mein Surfbrett werden sollte. Der Abend, an dem dieses Gebilde in die Fräse gelegt wurde war ein ganz besonderer, und dem Anlass zu Ehren, waren Alex und Jeroen zufällig anwesend. Zu beobachten wie Spur für Spur die Outline sichtbarer wird war der Wahnsinn und danach hielt ich ein Brett in der Hand, das aussah und sich anfühlte wie ein Surfbrett, mein Surfbrett.
Der Feinschliff und das Shapen von Nose und Tail haben mir besonders Spaß gemacht, da ich noch einmal eigene Kreativität einfließen lassen konnte. Weiter ging es mit dem Fräsen der Finplugs und dem Entwurf der Logos, die aufs Brett sollten. Hier wurde auch der Name, der mir im Kopf herumschwirrte visualisiert und „Little Buddha“ hat es sich auf dem Brett gemütlich gemacht. Das Brett, das mir jetzt schon ans Herz gewachsen war, sollte im nächsten Schritt geschützt werden und so ging es an die Fiberglassschichten. Dieser Schritt ist tricky und ich hatte des Öfteren Angst, irgendetwas zu verkacken. Aber auch hier war ich wieder in besten Händen und wurde sicher zum Ziel geführt.
Nachdem alles trocken und ausgehärtet war, konnte ich an den letzten Schliff gehen. Auch hier schwang wieder die Angst mit zu tief zu schleifen und sich seine Arbeit kaputt zu machen. Das Shapen ist ein kompliziertes und kunstvolles Handwerk und mein Respekt gegenüber den Jungs wurde durch meine eigene Erfahrung noch größer, als sie ohnehin schon war.
Nach vielen Tagen und langen Stunden in der Werkstatt war es dann endlich soweit und ich konnte bei bestem Sonnenschein im Hof den Nassschliff machen und die Finboxen freilegen…mein eigenes Brett war fertig. Dieser Tag, von dem ich schon so lange geträumt hatte war endlich da.
Natürlich wurde darauf angestoßen und Little Buddha in dieser Welt gebührend willkommen geheißen; aber keine Stunde nach der Fertigstellung lag er im Bus und es ging los Richtung Küste. Ich konnte es kaum erwarten zu fühlen, wie es sich im Wasser verhält. Ein paar Tage später (es ging nach Cornwall die die englische Westküste) habe ich voller Endorphine meine Finnen eingeschraubt, das jungfräuliche Brett eingewachst und mich ins Wasser geworfen. Es hat sich auf Anhieb großartig angefühlt und nicht wie sonst ein neues Brett, an das man sich erst einmal gewöhnen muss. Die Bedingungen waren mittelmäßig und genau dafür habe ich das Brett gemacht. Als ich die erste Welle angepaddelt habe, direkt einen guten Stand fand und über das Wasser schwebte, wusste ich, dass ich mir einen wundervollen Traum erfüllt habe, mit dem ich noch lange und viel Spaß haben werde.
Ein kaum in Worte zu fassender Dank geht an Benni und Flo, die mir mit ihrer Expertise, ihrer Hilfe, ihrer Geduld und ihrer guten Laune zum Einen eine tolle Erfahrung beschert, vor allem aber die Erfüllung eines Traumes ermöglicht haben.